Boris Pilleri's Jammin' – special guest Freda Goodlett

blues – funk – soul

Samstag, 4. November 2017 | 21.00 Uhr

Great as usual! Boris Pilleri's Jammin' zünden zusammen mit Freda Goodlett ein grosses Blues- und Soul-Feuerwerk!

Es gibt das Richtige und das Falsche. Es gibt das Gute und das Schlechte. Schwarz oder Weiss. Boris Pilleri nennt sein neues Album «Bad as usual». Und selbst wenn dieser Titel einigen Interpretations oder Übersetzungsspielraum lässt: Für den gemeinen Musikhörer ist dieses Album sowas von durchund durch «bad», schlimmer gehts nicht! Den gemeinen Musikhörer beschreiben wir mal so: Er (oder sie) stopft sich mit Spotify tagelang mit den scheinbar angesagtesten Beats und Sounds den Kopfvoll, hat in aller Regel nicht den Hauch einer Ahnung, wer jetzt gerade was singt – und zählt sich am Ende noch zur Gattung der First Movers, Trendsetters und was es sonst noch an hippen Gestaltengibt. «Der nächste Song? Klar, her damit – an den vorigen kann ich mich eh nicht erinnern.» Keine Bange. Es geht hier nicht um die Verteufelung der Moderne. Es wird auch nicht übers böse Musikgeschäft gejammert. Mitnichten. Es ist nur einfach so, dass «Bad as usual» von Boris Pilleri'sJammin' eine Spezies füttert, der es nicht aus Prinzip nach Zeitgeist gelüstet. Wir  sprechen hier vom «Music Lover», dem (oder der) es gänzlich Wurst ist, wer gerade über den Roten Teppich einer bis ins Letzte durchkalkulierten Award Show läuft.

«Bad as usual» ist funkiger und souliger Rhythm & Blues, den man aber bitteschön nicht «Aar-änn-Bee» nennt. Teils überwiegt der Blues, dann wieder der Rhythm; teils geht's zu Prince selig nach funky Minneapolis, führt einen nach Chicago, um dann auch einem Abstecher ins sonnige Kalifornien nicht abgeneigt zu sein. Immer mal wieder lugt verjazzter Rock ums Eck, veredelt mit feinstem Gebläse, das in Form von Shots oder aber als subtiler Longdrink dargereicht wird. Kurzum: Hier wirkt eine fulminante Band, deren Instrumentalisten allesamt haargenau wissen, was sie zu tun haben – und was nicht. Vielmehr noch: Eine Band, die zu jeder Zeit weiss, dass sie hier nichts neu zu erfinden hat, sondern ganz «einfach» ihr Herz offen und pulsierend auf dem Parkett drapieren darf. Und über all dem thront ein Pilleri in absolut beneidenswertem Reifezustand. Ein Barolo, wie es ihn gar noch nicht geben kann. Langt Boris Pilleri zur Gitarre, wird er eins mit ihr. Sie führt ein angeregtes Zwiegespräch mit seiner Stimme, Einzelteile gibt es keine mehr, alles formt sich zu einem Gesamtpaket an Leidenschaft und Ausdruck. So klischiert das alles klingen mag: Wer Boris Pilleri je live gesehen hat, weiss, dass es fantastische Gitarristen gibt – und dass es Boris Pilleri gibt. Sein Spiel huldigt dem Blues, und zwar von seiner schmierigen Aalglätte bis zur dreckigsten Ecke eines Grossstadt-Dschungels. Auf Versöhnliches folgt Vertracktes. Nach festen Pfaden gehts kurzum aufs Glatteis, wo jeder Ansatz zu einer Pirouette für Hühnerhaut sorgt, weil die Landung keineswegs sanft ausfallen muss. Und da taucht sie dann auf, diese Pillerische Zerbrechlichkeit, die unaüberhörbar nach einerFrau von Format schreit. Zeit also für Freda Goodlett! Mit ihr weiss Pilleri auf dem Album und auf der Bühne eine wundersame Sängerin an seiner Seite. Sie schafft es hörbar locker, sehr viel Herzenswärme mit einer prickelnden Grandezza zu verknüpfen, was Boris Pilleri's Jammin' zu einer Art Zweierkiste macht, der ganz bestimmt keine Langeweile droht. Sehr schön zu hören auf «Pearls & Bones» oder im Duett auf «Don't Hurt Yourself». Am Schluss dieses Albums mit einer üppigen Spieldauer 54 Minuten gibt es mit «Quintana Roo» ein Instrumental, das zur ganz grossen Geste ausholt und stilistisch den Albumrahmen sprengt. Drums und E-Gitarre wickeln sich in eine satte Hallfahne, ein tolles Streicherensemble wird auf den Plan gerufen, man wähnt sich in einem französischen Spielfilm mit Jean Reno in tragischer Mission. Und jetzt kommt es: Man muss das alles nicht mögen. Man kann es auch altbacken oder abgedroschen nennen. Es ist und bleibt aber einfach so, dass ein Porsche 911 von 1976 nach wie vor jedem neuen Tesla-Modell in Sachen Sex-Appeal und Authentizität den Schneid abkauft. Und so lautet der Stand der Dinge nach 40 Jahren Boris Pilleri's Jammin' und dem neuen Album schlicht: Great – as usual.

Re Wilk von Sugar im Juni 2016
www.jammin.ch
www.fredagoodlettmusic.com

Türöffnung: 20.15 Uhr   |   CHF 30.– / 25.–

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